Die Schandmaske

Die Schandmaske
Die Schandmaske

"Die Schandmaske", Minette Walters, 2000, Wilhelm Goldmann Verlag München

 

Dieser Krimi von Minette Walters spielt in der englischen Provinz und rankt sich um eine geheimnisvolle Schandmaske. Diese grausamen Folterinstrumente in der Art eines Maulkorbs sollen in früheren Jahrhunderten tatsächlich dazu verwendet worden sein, um Personen, die zu viel redeten oder zu scharfzüngig waren, zum Schweigen zu bringen. Im Buch wird die allseits unbeliebte Mathilda Gillespie tot aufgefunden, auf dem Kopf eine Schandmaske, die sich schon seit Generationen im Besitz ihrer Familie befand. Die Polizei stellt Selbstmord fest, aber Mathildas junge Ärztin, Sarah Blakeney, hat Zweifel daran. Sie bringt Sergeant Thomas Cooper dazu, weiter zu ermitteln und schließlich den Mörder Mathildas festzusetzen. Minette Walters hat um diese Grundidee eine Unmenge an Nebenhandlung und Geheimnissen geflochten, die teils weit in die Vergangenheit zurück reichen. Eine Vielzahl von Personen tritt auf, deren Beziehungen zum Mordopfer nach und nach enthüllt werden; die Verwicklungen, die sich durch die verschiedenen Testamente der alten Frau ergeben, sind ausgesprochen komplex. Dies alles ist raffiniert aufgebaut und sorgfältig konstruiert, aber die Erzählung wird dadurch extrem überfrachtet. Das Nachvollziehen aller Handlungsstränge ist für den Leser ziemlich anstrengend. Minette Walters hat fast zu viel des Guten getan. Ein äußerst geschickter Kunstgriff von ihr ist es, einen Protagonisten vorzustellen, bei dem man bis zum Schluss nicht sicher ist, ob er nun zu den Guten oder Bösen gehört. Ansonsten wirkt die Handlung sehr künstlich. Besonders die ständige Verwendung dieser Schandmaske, die die Besitzerin, Mathilda Gillespie, bei jeder Gelegenheit einzusetzen pflegte, angefangen bei ihrer eigenen Tochter, ist einfach abstoßend. Insofern ist es auch schwer nachzuvollziehen, warum die Ärztin Sarah Blakeney sich ständig so positiv über die alte Frau äußert. Ebenso schwer verständlich ist, dass permanent auf die gute Beziehung Mathildas zu ihrer Enkelin Ruth abgehoben wird, obwohl die beiden andauernde Meinungsverschiedenheiten hatten. „Die Schandmaske“ ist ein Buch voller Widersprüche, das für den Leser ein Wechselbad der Gefühle bereit hält.

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